Da das Lernen in virtuellen Welten gegenwärtig aus dem Bildungsbereich kaum noch weg zu denken
ist erscheint es unverständlich dass es bisher in der Pflegewissenschaft in Deutschland noch
nicht vertreten ist. Die bisherige Zurückhaltung der Pflegedidaktik Modelle für das virtuelle
Lernen zu entwickeln könnte auf zwei Kritikpunkte zurückgeführt werden - der bisher zu
geringen didaktischen Untermauerung und dem oft beklagten Phänomen der Vereinsamung vor dem PC.
Auf der einen Seite trat nach einer anfänglichen Euphorie der Online-Bildung eine Phase der
Ernüchterung ein in der sogar Devisen wie Technologie ist out und Bildung in laut wurden. Es
hat sich gezeigt dass Online-Bildung mehr sein muss als eine Adaption von Altbewährtem auf ein
neues Medium. Sie sollte sich den individuellen Lernbedürfnissen und Voraussetzungen der
Lernenden anpassen und ist damit auf einem fundierten didaktischen Konzept aufzubauen. Zudem
entspricht das reine Vermitteln von Fachwissen den Anforderungen einer sich ständig wandelnden
Zeit nicht. Wissen muss aktiv durch eigenständiges Lernen erworben werden. Demzufolge ist die
Förderung der Lernenden hinsichtlich der Lern- und Methodenkompetenz überaus wichtig um sie
zum selbstständigen Arbeiten zu befähigen und somit auch auf lebenslanges Lernen vorzubereiten.
Hinsichtlich der Erarbeitung einer didaktischen Grundlage ist es besonders evident die
veränderten gesetzlichen Anforderungen durch das neue Lernfeldkonzept zu berücksichtigen. Auf
der anderen Seite sind immer wieder kritische Stimmen zu vernehmen welche vor allem das
vereinsamte Lernen am PC fernab von jeglichem sozialen Kontakt akzentuieren. Das Lernen in
virtuellen Welten sei zwar für den Erwerb spezifischer Fachkompetenz geeignet lasse aber
keinen sozialen Austausch und erst recht kein soziales Lernen zu. Gerade im Pflegeberuf der
einen einfühlsamen Umgang mit Menschen erfordert sind soziale Fertigkeiten wie Sozial und
Selbstkompetenz Kommunikations- und Konfliktfähigkeit Team- Integrationsfähigkeit und
Verantwortlichkeit unabdingbar und dürfen deshalb in der Pflegeausbildung nicht fehlen. Aus
diesem Grund soll untersucht werden ob und wie virtuelle Lernwelten soziales Lernen
ermöglichen und fördern aber auch wie dieser Prozess des Lernens in virtuellen Welten in die
Pflegeausbildung integriert werden kann. Ziel dieses Buches ist die Erstellung einer Konzeption
zum virtuellen Lernen in der Pflege welche nicht nur in einen lerntheoretischen
Begründungsrahmen eingebettet ist sondern auch den Anforderungen der Pflegeausbildung und
damit auch den Anforderungen an kommunikatives kooperatives und selbstgesteuertes Lernen
gerecht wird. Dabei spielen vor allem virtuelle Gemeinschaften sowie das Blended Learning eine
Rolle. Auf Grundlage dieses Konzeptes werden die Chancen und Grenzen des Lernens in virtuellen
Welten in der Pflegeausbildung untersucht.