Das Konstrukt Bildungssprache ist seit den frühen 2000er Jahren vor dem Hintergrund einer
zunehmend pluralen Schullandschaft und vielfältigen Diskussionen zur Bildungsbenachteiligung
ein fester Bestandteil des deutschen Forschungsdiskurses. Angesichts der engen Verzahnung von
sprachlichem und fachlichem Lernen werden seitdem in linguistischen Disziplinen die
spezifischen Charakteristika der in Bildungsinstitutionen verwendeten Sprache ermittelt. In
zahlreichen Arbeiten ist versucht worden das Konstrukt Bildungssprache genauer zu erfassen und
in einen sprachtheoretischen Rahmen zu stellen. Verhindert werden konnte jedoch nicht dass
sich in der Praxis eine Tendenz zur stillschweigenden Reifizierung des Konzepts dahingehend
durchgesetzt hat dass von einer unbestrittenen Existenz eines sprachlichen Registers
ausgegangen wird welches als solches in der praktischen Konsequenz in Bildungskontexten zu
lehren und lernen ist. Diese Dissertation beschäftigt sich aus einer sprachtheoretischen
Perspektive mit dem Konstrukt Bildungssprache indem ausgewählte linguistische Konzepte die
den Forschungsdiskurs maßgeblich prägen zu einem aktuellen 'prototypischen' Verständnis
zusammengeführt werden. Hierbei steht insbesondere auch die methodische Umsetzung und die
Möglichkeit bildungssprachliche Einheiten unterschiedlicher Größe und Komplexität durch ein
geeignetes Beschreibungsinstrument anhand ihres funktionalen Gebrauchs theoretisch zu erfassen
im Vordergrund. Im Ergebnis der Auseinandersetzung wird ein Rekonzeptualisierungsvorschlag
entwickelt: Eine konsequent gebrauchsbasierte konstruktionsgrammatische Perspektive verspricht
neue Chancen für die Modellierung von Bildungssprache. Anhand von ausgewählten Beispielen wird
illustriert inwiefern auch größere sprachliche Einheiten wie Praktiken und Register
konstruktionsgrammatisch beschrieben werden können und sich daraus Anwendungsperspektiven für
den Bereich schulischer Sprachbildung ergeben.