Adriana Carcu Der lange Weg nach Hause. Kartoniert. Mit Schutzumschlag (bedruckt). Reihe Epik
Bd. 129. 357 S. ISBN 978-3-86356-356-1 EUR[D]23 00In Gesprächen mit den Zuhausegebliebenen
ist man nun derjenige der dank des gemeinsamen Hintergrundes zuhören kann. Deine neue Angst
das Gefühl in dunklen Gewässern zu versinken sind stumme Schreie weil man schließlich selbst
die Lösung gewählt hatte. Niemand will hören dass eine Lösung Risse hat.Adriana CarcuEs
geschah vor ein paar Jahren zum ersten Mal. Nach einem längeren Aufenthalt in Rumänien kam ich
zurück nach Heidelberg. Wäh- rend das Taxi mich heimbrachte und ich die vertrauten Gebäude
betrachtete flüsterte ich plötzlich meine kleine Stadt. Es war noch Sommer die Sonne hoch am
Himmel die Terrassen voll auf den Bürgersteigen rege diskutierende Jugendliche und ich
stellte erstmalig fest dass die Stadt einen meridionalen Touch hatte. Die Wochen der
Abwesenheit hatten sie mir genügend entfremdet dass ich sie mit anderen Augen sehen und mich
über meine Rückkehr freuen konnte. Das Gefühl kannte ich von den Stadtbesichtigungen mit meinen
Gästen denen ich Gegenden zeigte die seltener besucht aber von einer intimen Schönheit waren.
Diesmal war ich sowohl Gast als auch Gastgeber.Zuerst wird man durch die Un- kenntnis der
Sprache in einer Art autistischen Kapsel isoliert und erfährt von der unwiderstehlichen Macht
des Lächelns. Danach wenn man bereits die Nachrichten verstehen kann und meint auch den Lauf
der Dinge begriffen zu haben steht man plötzlich vor Anspielungen auf Ereignisse die vor der
eigentlichen Existenz lagen oder auf Details die Teil der neuen Zivilisation sind und man
fühlt sich ausgeschlossen. Das ist die kulturelle Barriere und je später im Leben man da
ankommt desto schwieriger wird es ihr Ende zu erreichen. Wenn dann die Zeit kommt in der man
mit den wesentlichen Ereignissen des neuen Landes synchronisiert und halbwegs sozial integriert
ist taucht die letzte Barriere auf die subtilste von allen und zwar die Barriere des
Systems.Adriana Carcu