Auch das poesiefestival berlin und sein Übersetzungsprojekt VERSschmuggel reVERSible wurden
dieses Jahr in einen digitalen Ausnahmezustand versetzt. Im Fokus stand Gegenwartslyrik aus
Kanada und Québec. Sechs Dichter*innen aus dem deutschsprachigen Raum trafen coronabedingt in
virtuellen Räumen auf sechs französisch- und sechs englischschreibende kanadische
Dichter*innen. Auch indigene Sprachen Kanadas spielen in den vorliegenden Gedichten eine
wichtige Rolle. Online tauchten die Autor*innen in Workshops und Gesprächen in die poetisch und
kulturell reichen Verse ihres Gegenübers ein. Mit Hilfe interlinearer Übersetzungen und
Sprachmittler*innen wurden sie in die andere Sprache »geschmuggelt« - trotz geschlossener
Grenzen und der Isolation jedes Einzelnen. Der Mehrsprachigkeit Kanadas trug der diesjährige
VERSschmuggel Rechnung indem alle beteiligten Dichter*innen in allen Projektsprachen
arbeiteten. Vermittelt wurde so nicht allein zwischen den poetischen Welten auf beiden Seiten
des Atlantiks sondern auch innerhalb der verschiedenen Sprachkulturen Kanadas. Die Ergebnisse
dieses intensiven poetischen Transfers der in einer Zeit in der sich Länder massiv
gegeneinander abschotten wichtiger denn je ist werden in guter analoger Tradition in dieser
dreisprachigen Anthologie präsentiert. VERSschmuggel ist ein künstlerisches wie kommunikatives
Abenteuer ein Umschlagplatz für kulturelle Übergänge und lyrische Traditionen. Die Reihe
VERSschmuggel wurde 2002 von Thomas Wohlfahrt und Aurélie Maurin eingerichtet.