Das Leben ist endlich und geht früher oder später unweigerlich auf den Tod zu. Bis in die
jüngste Vergangenheit war der Mensch dem Sterben und dem bevorstehenden Tod ohnmächtig
ausgesetzt. Es war ein fremd verfügtes Schicksal gegen das die Betroffenen nichts ausrichten
konnten. Dies hat sich radikal geändert. Heute stehen der Medizin praktisch in jeder Situation
lebenserhaltende und -verlängernde Möglichkeiten zur Verfügung. Das bringt zwar einen
unbestreitbaren Freiheitsgewinn mit sich bürdet den Sterbenden aber zugleich eine moralische
Verantwortung für ihr Sterben auf. Das bedeutet dass jede und jeder sich mit dem Thema
»Selbstbestimmtes Sterben« auseinandersetzen sollte. Denn es müssen am Lebensende oft
schwierige Entscheidungen getroffen werden: Sollen medizinischen Eingriffe gemacht werden und
mit welchen möglichen Folgen ist zu rechnen? Soll die Ärzteschaft alles ihr Mögliches tun um
Leben zu verlängern auch wenn die Lebensqualität darunter leidet? Oder bevorzugt die Patientin
Palliative Care bei der auf heilende medizinische Massnahmen verzichtet wird und mit
lindernden Massnahmen der Sterbeprozess erleichtert werden soll? Jüngste Studien ergeben dass
in der Schweiz in rund 60 Prozent aller Fälle Menschen erst sterben nachdem entsprechende
medizinische Lebensende-Entscheidungen gefällt worden sind also Entscheide dass man sie
sterben lässt obwohl man sie noch weiter durch entsprechende Massnahmen am Leben erhalten
könnte. Selbstbestimmtes Sterben ist heute folglich der neue Normalfall des Sterbens geworden.
Er stellt sich täglich bei Betroffenen ihren Angehörigen und den behandelnden Personen in
Spitälern Heimen und Hospizen. Trotzdem ist in der gegenwärtigen Situation das
selbstbestimmte Sterben ein Thema das oft wie ein Tabu behandelt wird und viel zu wenig
Aufmerksamkeit erhält. Auch gibt es dazu nur wenig Literatur. Heinz Rüegger und Roland Kunz
möchten mit ihrem Buch »Selbstbestimmtes Sterben - Zwischen Freiheit Verantwortung und
Überforderung« die Debatte für ein breiteres Publikum anstossen. Sie skizzieren wie es zur
heutigen Situation gekommen ist was sich dadurch für die Ärzteschaft und die sterbenden
Personen geändert hat. Sie diskutieren die Frage was Selbstbestimmung heisst welche
Schwierigkeiten beim Entscheiden über Leben und Tod entstehen und machen sich Gedanken dazu ob
man Sterben lernen kann. Und selbstverständlich werden auch die Rahmenbedingungen des
selbstbestimmten Entscheidens beleuchtet: u.a. die rechtlichen Bestimmungen die ärztliche
Information und Kommunikation und der Druck durch das Umfeld der Betroffenen. Das Buch richtet
sich an eine breite Leserschaft an betroffene Personen und ihre Angehörigen und insbesondere
auch an die Ärzteschaft Pflegefachleute GeriaterInnen und weitere ExpertInnen aus
Gesundheitsberufen.