Seit etwa zwei Jahrzehnten zeigt sich ein deutlich wachsendes öffentliches Interesse an der
Thematik von Sterben und Tod: Sterbeprozesse rücken stärker ins Blickfeld von diversen
Forschungsrichtungen Fachliteratur zur Sterbebegleitung boomt. Auffallend ist auch eine
steigende Anzahl von literarischen Sterbeberichten: Immer mehr Schriftsteller:innen schreiben
ein letztes Buch über ihre (tödlichen) Erkrankungen. »Wie es sich heute stirbt« versammelt
Auszüge aus neun literarischen Sterbebüchern die vorwiegend in den 2010er-Jahren erschienen
sind einfühlsam kommentiert von der Herausgeberin Corina Caduff. In der Sterbephase
beansprucht der erkrankte Körper besonders viel Aufmerksamkeit. Dementsprechend setzen sich die
Autor:innen mit Schmerz auseinander sie erörtern die pflegerische Betreuung und stetig
wechselnde medizinische Maßnahmen. In den meisten Texten kommen die existenziellen Ängste vor
dem Sterben und vor dem Tod zur Sprache aber auch Fragen zur Ambivalenz zwischen Lebenwollen
und Sterbezuwendung. Die Autor:innen beschäftigen sich grundlegend mit dem Sinn des Lebens und
des Sterbens. Sie bieten Lebensrückschauen mit autobiografischen Schlüsselszenen im Bemühen
dem Leben eine erzählbare Kohärenz abzugewinnen sie analysieren die gut meinenden Ratschläge
von Bekannten und geben ihrer Sorge um zurückbleibende Angehörige und Freund:innen Ausdruck.
Oft werden zudem verschiedene spirituelle Ausrichtungen verhandelt verbunden mit der radikalen
Ungewissheit eines »wohin«. Tatsächlich bringt die autobiografische Sterbeliteratur nicht nur
individuelle Sterbeprozesse sondern auch gesellschaftliche Bedingungen zur Darstellung: Wie
stirbt man wenn man sich zeitlebens kaum mit dem Tod auseinandergesetzt hat weil unsere
Kultur ganz auf das Diesseits ausgerichtet ist? - So loten die Autor:innen ihren Sterbeprozess
inmitten unserer Gesellschaft aus und tragen eindrücklich dazu bei das Reden darüber zu
erleichtern. Mit je rund 25-seitigen Auszügen aus folgenden Büchern: Christoph Schlingensief
[2009]: »So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein - Tagebuch einer Krebserkrankung«
Christopher Hitchens [2013]: »Endlich - Mein Sterben« Cory Taylor [2018]: »Sterben - Eine
Erfahrung« Jenny Diski [2016]: »In Gratitude« Péter Esterházy [2017]:
»Bauchspeicheldrüsentagebuch« Michael Paul Gallagher [2016]: »Into Extra Time - Living Trough
the Final Stages of Cancer and Jottings Along the Way« Paul Kalanithi [2016]: »Bevor ich jetzt
gehe« Julie Yip-Williams [2020]: »Das Wunder vom Leben und Sterben - Ein bewegendes Memoir
voller Hoffnung und Kraft« Ruth Schweikert [2019]: »Tage wie Hunde«