Leises Wimmern und Stöhnen drang aus den Waggons. Der Zug stand auf dem Gleis zur Abfahrt
bereit. Die Sonne prallte schon jetzt mit voller Wucht auf die Waggons die die Hitze aufsogen
und an die Geplagten im Inneren weitergaben. Lokführer Hilse stieg auf seinen Bock. Er schätzte
dass sie so drei bis vier Tage unterwegs sein würden. Der Zug sollte nach Auschwitz fahren ...
Hilse ist eins der Rädchen im Getriebe der Endlösung Hitlers. Abertausende fährt er ihrem
sicheren Ende entgegen. Doch es gibt auch Widerstand. Als sein zukünftiger Kollege Klaus auf
den Passus der "Geheimen Reichssache" im Arbeitsvertrag hingewiesen wird vermutet er
Transporte von Wunderwaffen an die russische Front oder sonst wohin. Sollte er nicht darüber
schweigen würde dies automatisch das Todesurteil bedeuten. Dass er Todgeweihte in
Vernichtungslager bringen würde ahnt er zu diesem Zeitpunkt nicht. Nun begleitet er Hilse und
fasst den Entschluss dem unsäglichen Grauen entgegenzutreten. Den unzähligen Opfern des
Wahnsinns und den Mutigen die sich auflehnten ist dieses Buch gewidmet. Lokomotiven zogen
Männer Frauen und Kinder ganze Familien in den Tod. Die die dies möglich machten die
kleinen Rädchen im Getriebe des Bösen hatten ebenso Anteil wie die Befehlshaber. Denn: "das
große geschieht im kleinen". Ein historisch fundierter Roman über die dunkelste Zeit. Ein Buch
welches sich eines unbequemen und bedrückenden Themas widmet: den Verbrechen der
Nationalsozialisten inmitten unserer Gesellschaft. Tief verwoben mit dem Leben der Menschen in
diesem Land. Dabei ist es besonders die Perspektive der Erzählung die den Leser in ihren Bann
zieht. Das Buch ist sehr einfühlsam aufbereitet. Man gleitet regelrecht mit den Romanfiguren in
die negativen Entwicklungen jener Zeit hinein. Das Buch ist aufwändig und intensiv
recherchiert. Die Geschichte aus der Sicht von Klaus der Hauptfigur ist spannend und lebendig
erzählt. Der Schreibstil gibt dem Buch eine einzigartige Authentizität. Den Roman macht so
beklemmend dass die Geschichte des kleinen Mannes der kleinen Frau erzählt wird. Wie sie
ihren Beitrag im System leisteten und dadurch ein großes Ganzes ein Monstersystem
unterstützten. Die Banalität des Bösen! Das Leben der normalen Menschen wie Du und ich
vermischt sich im Roman geschickt mit jenem der Massenmörder. Die Wege kreuzen sich und man
fragt sich was haben die Menschen damals wirklich gewusst und was nicht.