Diese auf 20 Bände angelegte Edition geht auf eine viel beachtete öffentliche Vorlesungsreihe
zurück die Professor Michael Bockemühl Anfang der 1990er Jahren im Saalbau Witten hielt. In
seinen Diavorträgen nimmt der Redner gemäß seinem Credo: Der Künstler ermöglicht was der
Anschauende verwirklicht sein Publikum gleichsam bei der Hand und führt es zu den einzelnen
Kunstwerken hin. Dabei werden weder Spekulationen über ihre möglichen Bedeutungen angestellt
noch abstrakte Theorien über das Sehen geschmiedet vielmehr feiert der Autor ein Fest für das
Auge: Mit Witz und methodischer Konsequenz versteht es der passionierte Wahrnehmungsforscher
die Aufmerksamkeit auf die durch nichts anderes als durch das Kunstwerk eröffneten
Anschauungsmöglichkeiten zu lenken.Die Bände werden herausgegeben von Dr. phil. David Hornemann
v. Laer (Fakultät für Kulturreflexion Studium fundamentale) in Zusammenarbeit mit Birgit
Bockemühl sowie Studierenden an der Universität Witten Herdecke.Band 6 - Picasso Kaum ein
anderer Künstler hinterließ ein derart umfangreiches und vielfältiges Werk wie Pablo Picasso -
einen eigenen Zugang zu finden ist dementsprechend kein leichtes Unterfangen. Dennoch gelingt
es dem Kunstwissenschaftler Michael Bockemühl in seiner 1992 gehaltenen und hier als sechster
Band der Reihe KUNST SEHEN veröffentlichen Vorlesung im Durchgang durch verschiedene
Werkperioden wesentliche Koordinaten zu bestimmen. Bockemühl zeigt wie Picasso in
Auseinandersetzung mit den verschiedenen Stilrichtungen seiner Zeit - etwa dem Realismus dem
Impressionismus und dem Kubismus - eine ganz eigene Auseinandersetzung mit der Malerei
einleitet: Ohne die Idee der Abbildlichkeit vollständig aufzugeben erschließt Picasso den
Bildraum für die eigengesetzliche Sprache der Farben und Formen und bringt beides in einen
schöpferischen Austausch der völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten freisetzt: Ob blaue Periode
bewegte Figurinen oder kubistische Porträts - Picasso beherrscht die Grundelemente der
Bildgestaltung so souverän dass er trotz des scheinbaren Verlusts der Mitte (Sedlmayer) das
Bild zu einer neuen Einheit im Betrachter führen kann: was zunächst sperrig und unzugänglich
wirken mag offenbart in der Anschauung die innere Ordnung als Prozess als elementare
Erfahrung von Zeit Raum und Bewegung. Dieser neue Band der Reihe KUNST SEHEN öffnet die Augen
für eine Kunst welche die Bedingungen ihres Spiels wahrnehmbar macht und die Betrachter merken
lässt dass sie selbst eine davon sind. Ein Bild ist nicht von vorneherein fertig ausgedacht
und festgelegt. Während man daran arbeitet verändert es sich in gleichem Maße wie die
Gedanken. Und wenn es fertig ist verändert es sich immer weiter entsprechend der jeweiligen
Gemütsverfassung desjenigen der es gerade betrachtet. Pablo Picasso