Wenn sich Religionswissenschaftler oder Soziologen mit buddhistischer Praxis beschäftigen
kommt es oft vor dass alles Mögliche entdeckt und erforscht wird - etwa Macht und
Geschlechterverhältnisse - nur nicht das worum es den Praktizierenden in der Praxis
eigentlich geht. Üblicherweise rückt dabei die Tatsache aus dem Blickfeld dass die
buddhistischen Lehren - wie auch andere spirituelle Traditionen - soteriologische Systeme sind.
Der griechische Begriff Soteria bedeutet Rettung Erlösung und Heil. Worin aber besteht dieses
Heil und in welcher Beziehung steht es zu einer Praxis die beansprucht alle sinnlichen
Phänomene als wesensmäßig leer zu betrachten? Findet sich hier lediglich eine Praxis oder je
nach buddhistischem Schulungsweg gar mehrere unterschiedliche divergierende Praxen die
möglicherweise auch mit verschiedenen Heilszielen verbunden sind? Um diesen Fragen nachgehen zu
können haben die Autoren sechs im deutschsprachigen Raum vertretene Schulungswege und diedamit
einhergehenden spezifischen Formen ihrer Praxis auf Basis einer rekon-struktiven Studie
untersucht. Anstatt dabei essentialistisch zu fragen was westlicher Buddhismus ist und wie
sich seine Ausprägungen und Erscheinungsformen typisieren lassen steht hiermit eine originär
praxistheoretische Fragestellung im Vordergrund wie die unterschiedlichen Formen des
westlichen Buddhismus in Koproduktion von Psyche und Sozialem als
institutionalisierteSchulungswege und individuell gelebte Praxis hergestellt werden.
Ausgangspunkt ist eine reflexive und sich wechselseitig konstituierende Beziehung zwischen
Lehrsystem den in gemeinschaftlicher Praxis induzierten Erfahrungen und der jeweiligen
Institutionalisierungsform der Schulungswege. Entgegen der üblichen Selbststilisierung als
erfahrungsorientierte Spiritualität wird damit die buddhistische (Selbst-)Erkenntnis in
mehrfachem Sinne als ein immer gemeinschaftlich wie auch gesellschaftlich eingebettetes
Phänomen betrachtet.