Bis heute wird die erste Mondlandung am 21. Juli 1969 von der geschichtswissenschaftlichen
Forschung als eines der Schlüsselereignisse des 20. Jahrhunderts betrachtet. Während sich die
Historiker lange Zeit vor allem auf die politische und technologische Bedeutung der Mondlandung
konzentrierten formte sich in den letzten Jahrzehnten ein neuer Ansatz der zunehmend die
sozialen und kulturellen Hintergründe ins Zentrum des Interesses rückte. Heute wird die
Mondlandung neben seiner Geschichte in Zusammenhang des Kalten Kriegs als Kulminationspunkt
einer langen Entwicklung menschlicher Vorstellungen gesehen ohne die ein Unternehmen solchen
Ausmaßes nie in Angriff genommen worden wäre. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wurde der
Weltraum nicht zuletzt durch die Literatur von Jules Vernes und H.G. Wells aber auch durch
seine starke Konnotation mit Wissenschaft und Technik zu einem Ort von Utopien und
Zukunftsvisionen. Durch technische Innovationen wurden diese Ideen konkreter und es bildete
sich eine breite Basis für das Interesse an einer Erkundung des Weltalls. Für die bemannte
Raumfahrt die in erster Linie ein politisches Unternehmen darstellte war die Öffentlichkeit
vor diesem Hintergrund von großer Bedeutung. Vor allem die amerikanische Raumfahrt verschrieb
sich deshalb im Gegensatz zu ihrem sowjetischen Kontrahenten ganz dem Prinzip der Offenheit und
versuchte durch die bemannte Erkundung ihr politisches Prestige sowohl nach außen als auch nach
innen zu verbessern. Eine der bedeutendsten technischen Entwicklungen die mit der Raumfahrt
einhergingen war ein neues Medium. Das Fernsehen welches sich seit den 1960er Jahren immer
größerer Beliebtheit erfreute avancierte rasant zum neuen Leitmedium. Für die Raumfahrt
dessen Aussagekraft vor allem in seiner spektakulären Bildhaftigkeit lag war das Fernsehen
geradezu prädestiniert. Als die Mondlandung letztendlich im Fernsehen übertragen wurde
verfolgten etwa 500 Millionen Menschen auf der ganzen Welt gebannt das Geschehen zu Hause vor
ihrem Fernseher. Die Arbeit widmet sich den politischen Aspekten der ersten Mondlandung und
möchte die Wechselwirkungen von Öffentlichkeit und dem amerikanischen Raumfahrtprogramm während
des Kalten Krieges an einem konkreten Beispiel offenlegen. Hierbei steht die Mondlandung als
das bis zu diesem Zeitpunkt größte Medienevent im Mittelpunkt der Betrachtungen. Zu Beginn wird
die Ideengeschichte der Raumfahrt und der Aufstieg des Fernsehens im ideengeschichtlichen
Kontext des 20. Jahrhunderts sowie die notwendigen technischen Innovationen der Raumfahrt als
Grundlage für eine politische Indienstnahme erläutert. Im Anschluss konzentriert sich die
Untersuchung auf das sogenannte Space Race und dessen Verhältnis zur Öffentlichkeit
insbesondere den USA. Im wichtigsten Teil der Arbeit werden anhand der Erkenntnisse neuerer
Forschungen zur Geschichte der Raumfahrt die Äußerungen und Bilder der Live-Berichterstattung
im Fernsehen auf ihre Aussagen hin analysiert. Dabei beschränkt sich die Untersuchung nicht nur
auf den amerikanischen Teil der Berichterstattung sondern vergleicht und überprüft die
gewonnenen Erkenntnisse auch im Hinblick auf die internationale Wirkung des Ereignisses mit der
europäischen Perspektive der Bundesrepublik Deutschland. In einem letzten Kapitel zeigt die
Arbeit die Nachwirkungen der Mondlandung in der Öffentlichkeit und ihre Folgen für die bemannte
Raumfahrt welche bis heute nachwirken.