Der Autor und Filmemacher Hans Scheugl behauptet älter zu sein als die Stadt in der er
geboren wurde weil er während des Krieges zur Welt kam und Wien erst 1945 zu leben anfing.
Diese kühne Feststellung hat insofern eine Berechtigung als er durch diesen Zeitvorsprung das
Nachkriegs-Wien achtzig Jahre später aus der Erinnerung zurückholen und aufschreiben konnte
wie die Stadt sich langsam veränderte und er sich die neue Kunst die ins Land kam und hier
entstand zu eigen machen konnte. Was aber im Zentrum des Buches und seines Lebens steht ist
die verlorene Liebe seines fremden Vaters der in Russland starb dessen Liebe er ein Leben
lang bei anderen mühsam suchen und manchmal auch finden wird. Er berichtet davon in den
Erinnerungen die er am liebsten schreibend loswerden würde wie er gleich zu Beginn feststellt
um ein Ende zu finden das es wie er einsehen muss für ihn nicht gibt. Da für Hans Scheugl
Wien als Garten der Erkenntnis selbst nach den revolutionären künstlerischen Aufbrüchen und
seinen Kommune- und Drogenerfahrungen der späten 60er und frühen 70er Jahre zu enge Mauern hat
geht die Weltentdeckung über nicht weniger als vier Kontinente wofür die Stationen Paris
Tanger Kalkutta und New York stehen. Weil das im Rückblick noch immer nicht ausreicht kehrt
der Autor bei seiner Recherche über Liebe und Freundschaft stets im Banne der Geheimnisse
fremder Väter an die Wurzeln jener Aufklärung zurück die das Ich in seinen Tiefen erforschte
und stärkte und mit Kleist Hölderlin und Schiller und ein Jahrhundert später mit Freud
Nietzsche und Hofmannsthal Konzepte männlicher Identität vorstellte die zwar als Modelle für
spätere Zeiten bestimmt nicht brauchbar waren aber als Historie die Gegenwart noch immer
berühren. Das gilt auch für die bisher unbekannte Familie des Fin de Siècle-Dichters Richard
Beer-Hofmann und die Jugendstil-Villa von Josef Hoffmann in der sie in dem zuletzt
schrecklichen Wien bis 1939 lebte die den Autor der fremden Väter konkret mit ihr verbindet.
Alle diese Zeiten spiegeln sich und ergänzen einander auf unvorhersehbare Weise.