Der Siebenjährige Krieg war gerade erst vorüber als 1763 ein Edikt der Zarin Katharina der
Großen einem jeden der sich in Russland niederlassen wollte ein Leben in religiöser Toleranz
die Befreiung vom Militärdienst und finanzielle Unterstützung verhieß. Die Kriegsgräuel noch
vor Augen folgten ihrem Aufruf zahlreiche Rheinländer Bayern Badener und Hessen und so nahm
die Geschichte der Russlanddeutschen ihren Anfang. In seiner meisterhaften Darstellung erzählt
György Dalos die Geschichte der Russlanddeutschen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Einen
Schwerpunkt legt er darauf wie sie den Ersten Weltkrieg die Oktoberrevolution die
Stalinistische Diktatur und im Anschluss daran Kollektivierung Deportationen und Zwangsarbeit
erlebten ehe allmählich ihre Rehabilitierung einsetzte und schließlich die Perestroika für
nicht wenige wieder die Möglichkeit zur Rückkehr nach Deutschland schuf. Einen bemerkenswerten
Aufschwung erlebten die deutsch-russischen Beziehungen 1763 mit dem Einladungsmanifest von
Katharina II. Die aufgeklärte Monarchin forcierte die Besiedelung ihres Herrschaftsgebietes und
die Erschließung seiner Naturreichtümer. Mitteleuropa war gerade durch den Siebenjährigen Krieg
(1756 - 1763) verwüstet worden. Daher sahen viele Rheinländer Bayern Badener und Hessen ihre
Zukunft an der unteren Wolga und in der Schwarzmeerregion. Angelockt wurden sie von Katharinas
Versprechen ihnen Religionsfreiheit Entbindung vom Militärdienst und Steuererleichterungen zu
gewähren. Ihre Nachkommen erlebten 100 Jahre später wie die Reformen Alexanders II. ihren
materiellen und gesellschaftlichen Status nachhaltig beeinträchtigten. Die 1897 rund 1 7
Millionen Menschen zählende Minderheit sah sich zudem einem zunehmenden Nationalismus
ausgesetzt der in den Anfeindungen als «Verräter» im Ersten Weltkrieg eskalierte. Pogrome
Deportationen und der wirtschaftliche Ruin wurden von der Oktoberrevolution zunächst
aufgehalten. Krieg und Revolution hatten aber die Landkarte verändert und viele Angehörige der
Minderheit befanden sich nun nicht mehr auf russischem Gebiet und dennoch unter sowjetischer
Herrschaft. Überließ ihnen Lenin zunächst eine autonome Republik an der Wolga gerieten sie
spätestens Ende der 1930er Jahre im Zuge des Stalinistischen Terrors erneut unter
Generalverdacht. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion folgten entweder die
Umsiedlung in den Westen durch die Nationalsozialisten oder die Deportation in den Osten durch
das Sowjetregime. Erst das Tauwetter unter Chruschtschow brachte den Überlebenden eine
begrenzte Freiheit zurück und in den folgenden Jahrzehnten die Möglichkeit zur Ausreise in die
Heimat ihrer Ahnen.