Die Linzer Tagung des Vereins für Socialpolitik im Herbst 1995 behandelte in ihrem Kernbereich
die Veränderungen der regionalen Arbeitsteilung in der Europäischen Union die durch die
zunehmende wirtschaftliche Integration ausgelöst wurden und werden. Der Abbau von
Handelsschranken und Mobilitätshemmnissen in Europa vor und nach Maastricht und global nach
Abschluß der Uruguay-Runde und Etablierung der Welthandelsorganisation verändern die
Wettbewerbsfähigkeit der Standorte wirtschaftlicher Aktivitäten. Hinzu kommen die Konsequenzen
der deutschen Wiedervereinigung und der Neuorientierung Mittel- und Osteuropas sowie der
ehemaligen Sowjetunion seit 1989 90. Die vielfältigen regionalökonomischen Probleme die sich
damit stellen werden dominiert von der Frage ob die nationalen und europäischen Kernregionen
von dieser Entwicklung profitieren während die Randgebiete zurückfallen oder ob auch
Deglomerationstendenzen bzw. die Herausbildung neuer Kerne zu erwarten sind. Was ist auf
nationaler und auf europäischer Ebene zu tun um übermäßigen Konzentrationen entgegenzuwirken?
Praktisch alle Bereiche der Wirtschaftspolitik sind betroffen denn Standortentscheidungen sind
Resultate einer Vielfalt von Einflüssen ordnungs- und ablaufpolitischer Art. Es geht dabei um
nichts Geringeres als die Stabilisierung Europas um den Beitrag der Ökonomie zum Abbau von
Spannungen und Unterschieden zur Lösung von Konflikten zwischen den Völkern unseres Kontinents
damit die in der reichen Geschichte gründenden Gemeinsamkeiten zur Entfaltung gelangen können.
Die beträchtlichen Unterschiede in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der europäischen
Regionen sind zwar nicht veränderlich soweit sie auf natürlichen Ausstattungsunterschieden wie
Topographie Klima und Bodenschätzen beruhen doch fast alles andere was zur ökonomischen
Potenz und damit den realen Lebensverhältnissen beiträgt ist - zumindest mittel- und
langfristig - der Gestaltung zugänglich der Gestaltung durch unternehmerische Entscheidungen
und jener durch wirtschaftspolitische Maßnahmen. Die räumliche Verteilung wirtschaftlicher
Aktivitäten berührt damit alle Bereiche der Ökonomie und Ökonomik.