Deutschlands energiepolitischer Sonderweg könnte zur Sackgasse werden. Kurz vor Abschluss des
Atomausstiegs fiel mit Russlands Angriff auf die Ukraine die wichtigste Stütze der Energiewende
weg: das Erdgas aus dem Osten. Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck ließ eine
Verschiebung des Atomausstiegs prüfen. Sechs Kernkraftwerke hätten gerettet werden können. Doch
es kam nur zu einer minimalen Laufzeitverlängerung. In den durch 'Cicero' freigeklagten Akten
des Wirtschafts- und des Umweltministeriums zeigt sich: Während alle europäischen Nachbarn ihre
Ausstiegsbeschlüsse nach Russlands Überfall revidierten fehlte Habeck die Kraft dazu sich
gegen die Energiewende-Lobby in seiner Partei durchzusetzen. Parteipolitische Ziele werden bei
der Energiepolitik oft wichtiger genommen als das Wohl des Landes. Wie es dazu kommen konnte
und welche Gefahren das für Deutschlands Zukunft bergen könnte zeigt Daniel Gräber.