Religion und Politik sind nicht zwei getrennte Bereiche menschlichen Handelns sondern
voneinander abhängige Aspekte gesellschaftlicher Kommunikationsprozesse denn Herrschaft und
politisches Handeln erfahren durch Religion Legitimierung und umgekehrt prägen sich politische
Interessen in religiösen Ideen und im Kultus aus. Religionen wollen das Wesen hinter den
Erscheinungen der Welt im Kult sichtbar machen und im symbolischen Ausdruck sowie durch
systematisierte Lehren deuten und diese Symbole und Deutungen haben Einfluß auf die
individuellen und gesellschaftlichen Lebensformen. Durch gesellschaftliche Gestaltungsprozesse
wird Religion in politische Praxis umgesetzt und nicht selten auch instrumentalisiert. Erst
seit der europäischen und amerikanischen Neuzeit geht Macht vom Volke aus zuvor war sie immer
und in allen Kulturen in eine religiöse Sphäre eingebunden und strahlte von dort auf die
menschlichen Repräsentanten aus auf Könige Bischöfe Priester Lamas usw. Inwieweit auch der
tibetische Buddhismus in diesem Weltbild wurzelt untersucht der vorliegende Band der erstmals
1999 erschien und hier in einer Neuausgabe als Taschenbuch vorgelegt wird. Deutlich wird der
Widerspruch von Anspruch und Wirklichkeit der jeder politischen Geschichte auch der
tibetischen innewohnt. Dieser Widerspruch aber treibt zu immer neuen Gestaltungen politischer
Prozesse zu Reformen und Neubildungen durch die Kreativität freigesetzt wird. Dies geschieht
nach den Maßgaben eines kulturellen Grundmusters das in Tibet durch das tantrische Weltbild
und die buddhistische Philosophie gegeben ist. Erst durch die Kenntnis dieser Traditionen wird
es möglich das Land seine Kultur und Religion und auch seine besondere politische Situation
angemessen zu begreifen. Ein aufklärendes Buch von einem der besten Kenner des tibetischen
Buddhismus über ein weltweit aktuelles ja brennendes Thema: über Tibet seine Religion und
seine politische Situation innerhalb des chinesischen Vielv