Natalja wächst unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg in Russland auf. Nach der frühen Trennung
ihrer Eltern zieht sie mit der Mutter nach Paris - aus Natalja wird Nathalie. Als sie später
die Ferien bei ihrem Vater und der eifersüchtigen Stiefmutter in der Schweiz dem Ort seines
politischen Asyls verbringt wird das Mädchen schlagartig reifen: Heimatlos und ohne feste
Bezugsperson wird Nathalie Sarraute zur feinen Beobachterin menschlicher Gemütszustände und
Obsessionen. Ihre autobiographisch motivierte Erzählung der Kindheit inmitten russischer
Emigranten in Paris nimmt Vieles vorweg was die große Schriftstellerin Sarraute zeitlebens
bewegt hat: die von Ablehnung geprägte Beziehung zur Mutter die ständige Suche nach Heimat
aber auch das tiefe Vertrauen in die Kraft der Sprache. Eine unnachgiebige Doppelgängerin
entlockt ihr im Gespräch bereits vergessen geglaubte Erinnerungen lässt keine Beschönigungen
des mühsam gepflegten Selbstbildes gelten und beschwört so Momente von großer Leidenschaft und
Sensibilität. Spätestens mit dem 1959 erschienenen Roman Das Planetarium galt Sarraute als
eine der bekanntesten Schriftstellerinnen ihrer Generation. Sie wurde in mehr als 30 Sprachen
übersetzt und erhielt zahlreiche Preise. Gemeinsam mit Marguerite Duras Alain Robbe-Grillet
und Claude Simon war sie eine der zentralen Figuren des Nouveau Roman und nahm eine
herausragende Stellung in der französischen Literatur der Nachkriegszeit ein. Dieses Buch ist
Teil der Reihe: Französische Bibliothek . Sie ist in Zusammenarbeit zwischen der Académie de
Berlin und dem Suhrkamp Verlag entstanden. Gemeinsam wollen sie auf bedeutende aber fast
vergessene Werke der modernen französischen Literatur aufmerksam machen - die Französische
Bibliothek soll dazu als Kompass dienen und als Anregung sich immer wieder aufs Neue für
französische Literatur in deutscher Sprache zu begeistern.