Heinrich Mann hat zeitlebens von seinen ganz frühen Anfängen abgesehen als politischer Autor
verstanden. Er hat sich stets zu Tagesfragen in Artikeln Pamphleten und Essays geäußert. In
den Essays die tief in sein übriges Werk verwoben sind geht er meist über den Tagesanlaß
hinaus und formuliert für sich und sein Publikum grundsätzliche Positionen. Für den an den
französischen Moralisten geschulten Heinrich Mann steht außer Frage daß ein künstlerischer
Mensch zugleich Mahner zu sein habe und Warner daß er mitverantwortlich sei vor dem Geist für
die gesellschaftliche soziale und politische Gestaltung seiner Zeit. Die in diesem Band 'Macht
und Mensch' versammelten Arbeiten geben Auskunft über die Einflüsse auf und die intellektuelle
Verarbeitung durch Heinrich Mann. Allen voran stehen französische Schriftsteller. Denn so
Heinrich Mann: »[...] sie haben die Demokratie erzogen. Das ist die Wirkung Zolas und das ist
seinen Tendenzen zum Trotz die von Balzac. (Denn der Roman diese Enthüllung der weiten Welt
dies große Spiel aller menschlichen Zusammenhänge ist gleichmacherisch von Natur er wird groß
mit der Demokratie in der das Drama in seiner aristokratischen Enge abstirbt. Balzac ist der
Richter der kämpferischen Demokratie Zola der triumphierenden.) Victor Hugo der aus seiner
Verbannung seine republikanischen Fanfaren schickt Saint Beuve der im Senat die Freiheit der
Presse verteidigt Flaubert mit seinem Ideal einer Regierung der Wissenschaft des Geistes
selbst.« (Aus: 'Voltaire - Goethe' 1910) Die Essays erschienen häufig zuerst in Zeitschriften
wir Pfemferts 'Aktion' oder im 'Pan ' nachträglich stellte Heinrich Mann sie zu Sammelbänden
zusammen. Die vorliegende Ausgabe folgt der Erstausgabe bei Kurt Wolff Leipzig 1919. Alfred
Döblin schrieb damals dazu in der 'Neuen Rundschau': »Es muß Heinrich Mann unter den Dichtern
besonders gelobt werden und gefeiert sein daß er sich nicht dichterisch verschanzt sondern
ohne Furcht dichterische Einbußen zu erleiden ummittelbar wird.«