Gesellschaftern deutscher Personenhandelsgesellschaften steht gesetzlich ein so genanntes
Inhaberkündigungsrecht mit Abfindungsfolge zu. Da sich das Unternehmen dieser
Rückzahlungsverpflichtung nicht entziehen kann sind Einlagen in deutsche
Personenhandelsgesellschaften nach derzeit gültigen IFRS als Fremdkapital zu klassifizieren und
zum beizulegenden Zeitwert (fair value) zu bewerten. Auch deutsche Genossenschaften können
aufgrund der gesetzlich garantierten Kündigungsrechte ihrer Mitglieder im Extremfall kein
Eigenkapital mehr in der IFRS-Bilanz ausweisen. Die Folgen dieser Umqualifizierung von
HGB-Eigenkapital in IFRS-Fremdkapital sind weitreichend: Neben einem befremdlichen Bilanzbild
führt die erfolgswirksame Folgebewertung dazu dass sich das Unternehmen umso schlechter in
Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung darstellt je besser es sich wirtschaftlich entwickelt.
Da dies nicht der in einem Abschluss angestrebten 'fair presentation' entspricht hat das IASB
sowohl kurzfristige als auch langfristige Maßnahmen ergriffen diese Anomalien in der
Rechnungslegung zu beseitigen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es die Maßnahmen des IASB
vorzustellen ihre Auswirkungen auf die Rechnungslegung deutscher Unternehmen zu untersuchen
und sie anhand konzeptioneller Anforderungen zu würdigen. In einem Grundlagenkapitel (Kapitel
2) wird zunächst geklärt wann deutsche Unternehmen die IFRS-Vorschriften anwenden müssen bzw.
können und warum es einer präzisen Aufteilung in Eigen- und Fremdkapital bedarf. Darüber hinaus
werden aus den Grundsätzen der IFRS-Rechnungslegung konzeptionelle Anforderungen an eine
sachgerechte Kapitalabgrenzung abgeleitet. Im 3. Kapitel erfolgt eine genaue Betrachtung der
derzeit gültigen Vorschriften zur Bilanzierung von Eigenkapital nach IFRS sowie deren
Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse deutscher Unternehmen. Das 4. Kapitel stellt sodann die
kurzfristigen sowie langfristigen Ansätze des IASB zur künftigen Abgrenzung von Eigen- und
Fremdkapital vor. Nach einer Zusammenfassung des Regelungsinhalts wird dabei jeweils dessen
Auswirkung auf deutsche Unternehmen untersucht wobei der Schwerpunkt auf deutschen
Personenhandelsgesellschaften liegt. Nach dieser Darstellung werden die Vorschläge anhand der
aus dem Framework abgeleiteten konzeptionellen Anforderungen gewürdigt. Im Anschluss erfolgt
eine kurze Beschreibung des alternativen Vorschlags der PAAinE zur Kapitalabgrenzung (Kapitel
5) bevor die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit schließlich im 6. Kapitel zusammengefasst
werden.