Das deutsche Gesundheitswesen krankt. Der demographische Wandel ein verändertes
Krankheitsspektrum sowie der Rückgang der Erwerbsarbeit sind nur einige Entwicklungen die
Einfluss auf das Gesundheitssystem haben und in Zukunft noch stärker haben werden. Höhere
Ausgaben und strukturelle Veränderungen bedeuten für die Akteure in Politik Krankenversorgung
Gesundheitsförderung bzw. Prävention sowie den Bürger neue Herausforderungen. Die Rufe nach
Kosteneffizienz und Einsparungen aber auch nach einer qualitativ-hochwertigen Versorgung und
mehr Eigenverantwortung der Patienten sind laut. Als ein Instrument der Optimierung des
Gesundheitssystems wird die Technisierung und Vernetzung von Abläufen Prozessen und
Dokumentationsstrukturen angesehen. Die elektronische Patientenakte (EPA) spielt dabei eine
Schlüsselrolle. Wissenschaft und Politik sehen die elektronische Patientenakte als wichtiges
Instrument für Umstrukturierungen und Verbesserungen im Gesundheitswesen an: Bessere Versorgung
höhere Qualität und Kostensenkung - so die Argumente. Die elektronische Gesundheitskarte deren
Einführung seit Jahren immer wieder verschoben wird soll einen freiwilligen Teil mit einer
elektronischen Patientenakte beinhaltet. Die positive Wirkung der EPA hängt aber stark von der
eigenverantwortlichen Nutzung durch den Patienten ab. So ist die Motivation des Patienten hin
zu mehr eigenverantwortlichem Handeln ein wichtiges politisches Ziel. Er soll Alternativen
bewerten Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen. In wie weit er dazu in der Lage
ist und sein möchte bleibt in der öffentlichen Diskussion häufig unbeachtet. Man versucht
durch die Übertragung von Verantwortung strukturelle Probleme des Gesundheitswesens zu lösen
und deklariert dies häufig als uneingeschränkten Vorteil und Stärkung der individuellen
Patientenrechte. In diesem Buch wird versucht die unzähligen Fragen zu beantworten die mit
diesem Thema verbunden sind: Sind die Patientenrechte für den Umgang mit elektronischen
Patientenakten ausreichend? Hat der Patient genügend Kompetenzen um die EPA zu seinem Vorteil
zu nutzen? Besteht die Gefahr der Überforderung für den Patienten? Welche Risiken und
Auswirkungen entstehen für den Patienten und seine Rechte und wie kann diesen Risiken
entgegengewirkt werden? Führt die EPA zu einer Stärkung der Patientenrechte wie häufig
versprochen wird? Die Konflikte zwischen der Technisierung von Gesundheit und den
Patientenrechten sind vorherrschendes Thema. Die Forderung nach mehr Eigenverantwortung wird im
Kontext mit dem Selbstbestimmungsrecht betrachtet. Es erfolgt eine kritische Darstellung von
Nutzen und Risiken der EPA für den Patienten im Zusammenhang mit politischen Zielen. Dabei
finden rechtliche und moralisch-ethische Gesichtspunkte besondere Berücksichtigung. Die
Position des Patienten steht uneingeschränkt im Vordergrund dieser Analyse.