Die Erneuerung jüdischen Lebens im späten 19. und 20. Jahrhundert spiegelt sich auch in der
jüdischen Jugendbewegung wider die sich Ende des 19. Jahrhunderts unter dem kulturellen
Einfluss der deutschen Wandervogel-Bewegung und der britischen Pfadfinder-Bewegung und vor dem
Hintergrund der reformpädagogischen Bewegung in Deutschland und Osteuropa formierte. Ihr
Spektrum reichte von politisch weit rechts bis weit links von zionistisch über assimilatorisch
bis hin zu deutschnational von atheistisch bis zu streng religiös. Die Gruppierungen nannten
sich Haschomer Hazair Kameraden Betar und sogar Vortrupp und waren teils dem freien
Lebensstil der Wandervögel teils dem Militarismus der Bündischen Jugend verpflichtet. Diese
Vielfalt war spätestens ab 1933 bedroht 1938 wurden die letzten jüdischen Jugendbünde
verboten. Einzelne Gruppen waren bis zuletzt am jüdischen Rettungswiderstand in Deutschland
beteiligt. Mit der Einwanderung ins Land Israel gelangten auch die Lebensentwürfe und
Überzeugungen der jüdischen Jugendbewegten in das britische Mandatsgebiet Palästina und prägten
die politische Kultur des jungen Staates Israel entscheidend mit.Der Band beleuchtet diese
Vielfalt der jüdischen Jugendbewegung entlang verschiedener Gruppierungen und zentraler Akteure
auch mit Fokus auf einzelnen Städten und gibt Einblicke in die jüdisch-jugendbewegten Anliegen
Aktivitäten und Debatten der 1910er- bis 1930er-Jahre. Dass auch nach 1945 die jüdische
Jugendbewegung fortlebte zeigt ein abschließender Blick auf die Situation im
Nachkriegsdeutschland in der DDR und auf die Jetztzeit.Mit Beiträgen von Doron Kiesel Barbara
Stambolis Ulrike Kolb Ulrike Pilarczyk Marco Kißling Knut Bergbauer Jacob Snir Maria Coors
Regina Scheer Anke Kalkbrenner Pava Raibstein Hans Jakob Ginsburg Jascha Nemtsov Dominique
Bourel Micha Brumlik Gert Mattenklott Sabine Hering Lieven Wölk Lara Dämmig Sandra
Anusiewicz-Baer Suska Döpp Moshe Zimmermann Aron Schuster