Es sind zwei Ursachen die die Entstehung und Fortbildung der Philosophie bestimmen das
Bedürfnis nach einer harmonischen Weltanschauung die den Ansprüchen der Gesamtpersönlichkeit
genügte also auch den Gemüts- und Willensgrundlagen unserer so fragwürdigen Existenz und
zweitens das sachliche Interesse die logische Konsequenz der von allen Spuren der Abkunft
losgelösten und ein Leben für sich führenden Gedanken. Daß die Wahrheit unsere vielleicht
hochgespannten Erwartungen befriedigte ist ebenso ein Vorurteil als die gegenteilige
Behauptung und schon deswegen haben wir von vornherein keinen Grund zu verzweifeln weil auch
der Inhalt des Bedürfnisses historisch bedingt ist und der veränderten Erkenntnis wohl zu
folgen vermag. Solange das Ergebnis die reine Erkenntnis noch umstritten ist hat jedes
Individuum und jede Zeit den wohl niemals völlig rational lösbaren Konflikt auszufechten
zwischen Subjektivität und Objektivität zwischen den Reizen und Feierlichkeiten des personalen
Erlebens und der kalten Schärfe des autonomen Begriffs. Die folgende Abhandlung die sich in
ihrer Weise in den Dienst des Neuhegelianismus stellt soll für sich selbst sprechen. Die
Absicht ist von vornherein auf das Systematische eingestellt. Trotzdem habe ich nach
Möglichkeit die Meinungen anderer berücksichtigt da nur so eine einheitliche Überzeugung
erzielt werden kann. Obwohl die Arbeit den Rahmen einer Selbstverständigung überschreitet soll
doch gerade die Kürze dazu dienen die prinzipiellen Gesichtspunkte klar hervortreten zu
lassen. Der Verlag der Wissenschaften verlegt historische Literatur bekannter und unbekannter
wissenschaftlicher Autoren. Dem interessierten Leser werden so teilweise längst nicht mehr
verlegte Werke wieder zugängig gemacht. Dieses Buch über die Bedeutung der Philosophie Hegels
für die Gegenwart ist ein unveränderter hochwertiger Nachdruck der Originalausgabe aus dem
Jahr 1911.