Der Konstruktivismus wird in der gegenwärtigen Kindheitsforschung sowie den wissenschaftlichen
Diskussionen zu neuen und bedeutsamen Argumentationsketten kultiviert und sorgt damit für eine
Evolution und Schwerpunktverschiebung in den wissenschaftlichen Disziplinen. Ferner werden neue
Konstruktionen und somit neue Bilder von Kindern und Kindheit(en) entwickelt an denen die
Kinder selbst beteiligt sein sollen. Schäfer vertritt z. B. die Auffassung es gehe darum
einen Bildungsbegriff der unabhängig vom historischen und sozialen Kontext ist 'inhaltlich zu
füllen' und 'nachvollziehbar' zu machen. Er bedient sich zu diesem Zweck
entwicklungspsychologischer Argumentationslinien die der konstruktivistischen Tradition
Piaget'scher Prägung entstammen. Konstruktivistische Konzepte gehen davon aus dass
Wirklichkeit konstruiert also vom Menschen geschaffen wird und dass es eine allgemeingültige
und intersubjektiv erfassbare Wirklichkeit nicht gibt. Daher rücken Konzepte über die
Eigenkonstruktivität von Wirklichkeit in den Fokus. Diese Konzepte und Konstruktionen entstehen
im Besonderen durch die Interaktion mit der materiellen und soziokulturellen Umwelt wobei
Termini wie Assimilation also die Interpretation neuer Informationen aus der Umwelt aufgrund
von Vorkenntnissen und die Akkommodation die Modifizierung von Wissen aufgrund von neuen
Erfahrungen eine bedeutende Rolle spielen. Glasersfeld skizziert das Prinzip der Assimilation
wie folgt: 'das aktive Operieren des Subjekts in Bezug auf das was wir Regelmäßigkeit oder
Konstanz in der Erlebniswelt nennen. Sowohl Regelmäßigkeit als auch Konstanz setzten
wiederholtes Erleben voraus und Wiederholung kann nur auf Grund eines Vergleichs festgestellt
werden der ein Gleichheitsurteil liefert'. Die Expansion des Konstruktivismus' in
verschiedenen Bereichen der pädagogischen Felder ist für die Autorin Anlass die Frage nach
seinem Weg in und seinem Einfluss auf die ästhetische Didaktik im Elementarbereich zu stellen.
Die Fragestellung wird mit dem Fokus auf zwei pädagogische Teildisziplinen verfolgt. Zum einen
betrifft dies die Disziplin der Kindheitsforschung und zum anderen die Didaktik des ästhetisch-
konstruktiven Unterrichts. Ausgehend von der Überlegung dass mit einer konstruktivistischen
Konkretisierung des ästhetischen Lernens die Aneignung von Gestaltungskompetenz gefördert
werden kann lautet die Fragestellung dieser Untersuchung: Wie kann das
ästhetisch-konstruktivistisch orientierte Lernen das Kind als Forscher und Konstrukteur seiner
Entwicklung unterstützen?