Olaf Scholz wollte unbedingt Kanzler werden. Er wurde es. Jetzt stellt man fest: Nicht nur der
Kanzler steht ohne Kleider da das ganze Land sieht trübe aus. Scholz lebte lange davon dass
man darüber sprach er werde unterschätzt. Tatsächlich wurde er immer überschätzt. Er kam von
ganz links sein Programm aber war immer die eigene Karriere. Als SPD-Generalsekretär und
»Scholzomat« von Gerhard Schröder propagierte er Hartz IV als Hamburger Bürgermeister wurde er
gelobt vergeigte zugleich den G20-Gipfel kungelte mit Signa-Boss Benko und Warburg-Chef
Olearius (seine massiven Erinnerungs-Lücken bezüglich Cum Ex sind legendär) als Finanzminister
der Groko lobte er die Schuldenbremse als Kanzler rief er 2022 eine militante »Zeitenwende«
aus. Der Blick auf Olaf Scholz weitet sich zum Blick aufs ganze Land. »Läuft schon« hieß lange
die Devise. Nach 1989 sollte das »Ende der Geschichte« stattfinden. Westeuropa und die USA
waren im Siegestaumel. Der Neoliberalismus sollte dem real existierenden Kapitalismus den
Endsieg bescheren. Olaf Scholz ist so etwas wie der idealtypische Gesamtpolitiker dieser
Zeitspanne der sich immer in den Wellen des Mainstream bewegte. Vom Scheitern als Kandidat für
den SPD-Parteivorsitz ließ er sich nicht beirren. Als er Kanzler werden wollte hielten das die
meisten für ausgeschlossen er wurde es trotzdem in der sogenannten Fortschrittskoalition und
verkündet dann das Bundeswehr-Sondervermögen. Die Flugschrift auf den Spuren von Olaf Scholz
ist zugleich ein Nachruf auf die Berliner Politik. Denn der Kanzler ist kein schlechterer
Politiker als andere sein Scheitern an der Wirklichkeit - und das einer ganzen politischen
Generation - sieht der Autor als nahezu zwangsläufig an. Die alten Rezepte taugen nichts mehr.
Man kann Scholz fast dankbar sein dass er die Widersprüche nicht so gut kaschieren kann wie
seine Vorgängerin.