Der Band stellt sich den Herausforderungen denen sich Konzepte von Aufrichtigkeit und
Redlichkeit angesichts poststrukturalistischer Theorien stellen müssen. Wenn Zeichen arbiträr
werden und durch philosophische und gesellschaftliche Umbrüche der Begriff des Subjekts ins
Wanken gerät dann werden Konzepten von Aufrichtigkeit gleich zwei Parameter entzogen an denen
sie sich orientiert: Eine Sprache die präzise ausdrücken kann was gedacht und gefühlt wird
sowie ein Subjekt das sich nicht nur darüber bewusst ist was es denkt und fühlt sondern auch
darüber was es tut wenn es spricht. Beide Grundlagen wurden in literatur- und
sprachwissenschaftlichen sowie in philosophischen Untersuchungen im 19. und 20. Jahrhundert
radikal in Frage gestellt. Auf diese Entwicklung reagiert die Studie indem sie mit den
Autorinnen Kleist Nietzsche Kafka und Lasker-Schüler ein Konzept von Redlichkeit entwickelt
das sowohl performativ als auch rhetorisch ist. Während philosophische theologische und
ethische Diskurse zumeist ignorieren dass Redlichkeit etymologisch mit 'Rede' und 'Tat'
verknüpft ist stellen literarische Texte genau das heraus und erlauben so eine Reformulierung
des moralisch konnotierten Konzepts von Redlichkeit. Die Konsequenz dieser Neuperspektivierung
ist dass sich Redlichkeit in Anbetracht der korrupten und unzuverlässigen Welten denken lässt
mit denen Figuren und Protagonisten bei Nietzsche Kleist Kafka und Lasker-Schüler
konfrontiert sind. Sie erlaubt auch den prekären Subjekten die diese Texte darstellen redlich
zu sein. Die Studie analysiert den Konflikt ohne die Möglichkeit von Redlichkeit zu
verabschieden. Stattdessen formuliert sie ein Konzept das sich auf das richtet was mit
Redlichkeit vollzogen wird. Redlichkeit erlaubt es somit das instabile Subjekt der Moderne und
Aufrichtigkeit zusammen zu denken und verweist so auf eine Ethik jenseits des Subjekts.