Als Kunstgeschichte oder Geschichte der Kunst schlechthin bezeichnet der wissenschaftliche
Sprachgebrauch die Entwicklungsgeschichte derjenigen Künste deren Werke von der Hand des
Meisters gebildet und vom Auge des Beschauers erfaßt werden. In der Regel werden diese Künste
zu denen die Baukunst und das Kunstgewerbe die Bildhauerei und die Malerei mit ihren
Nebenzweigen gehören die bildenden Künste genannt. Da ihre Werke aus gezeichneten Entwürfen
hervorzugehen pflegen und durch Zeichnungen nachgebildet werden können hat man sie auch als
die zeichnenden Künste angesprochen. Da sie sich im Raume entfalten kann man sie auch als die
Raumkünste bezeichnen. Die Kunst im Sinne der Kunstgeschichte ist ein Erbgut der ganzen
Menschheit sie ist ein geistiges Band das selbst die entlegensten Zeiten und Völker
umschlingt. Von nur geahnten Entwicklungsstufen abgesehen gibt es keine zeitlich so weit
zurückliegende keine örtlich so weit entfernte Kulturstufe daß sie nicht durch irgend einen
Lichtstrahl der Kunst die den Menschen vom Tiere unterscheidet erleuchtet würde und nicht
nur der Trieb des Menschen sich um Liebe werbend selbst zu schmücken die einfachen Geräte
die seine Hände geschaffen haben ihrem Gebrauchszweck angemessen und ebenmäßig zu gestalten
bald auch mit Zieraten mannigfacher Art zu versehen sondern auch der Trieb
Einzelerscheinungen aus der ihn umgebenden Welt zunächst der Tier- und Menschenwelt plastisch
oder zeichnerisch nachzubilden läßt sich bis in ferne Urzeiten und bis zu den entlegensten und
niedrigsten Völkern die jetzt noch auf der Erde leben zurückverfolgen. [...] Der vorliegende
erste Band dieser Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker schildert die Kunst der vor- und
außerchristlichen Völker in ihrem Zusammenhang und Werdegang von der Urzeit bis zur Gegenwart.
Illustriert mit über 650 historischen Abbildungen. Dieses Buch ist ein unveränderter Nachdruck
der Originalausgabe von 1900.