Im ersten Jahr nach der Einführung des Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetzes (BEEG) am 1.
Januar 2007 wurden in Deutschland mehr Kinder geboren. Diese Tatsache wird als
familienpolitischer Erfolg gefeiert. In der vorliegenden Studie wird daher der Frage
nachgegangen ob das BEEG die Geburtenzahl dauerhaft erhöhen kann oder ob es nur einen
temporären Effekt auf das Timing von Geburten hat. Hinweise darauf geben mikroökonomische
Modelle und Erfahrungen anderer Länder mit der Wirkung von Familienpolitik. Die in dieser
Arbeit vorgestellten mikroökonomischen Modelle zeigen dass familienpolitische Maßnahmen die
Geburtenrate positiv beeinflussen können. Denn nach der ökonomischen Kosten-Nutzen-Rechnung
geht die Entscheidung einer Frau für die Berufstätigkeit nur dann mit einer niedrigen
Fertilität einher wenn die Geburt zu wesentlichen Einkommens- und Humankapitalverlusten führt.
Sind diese Opportunitätskosten aber durch Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
gering steigt die Nachfrage nach Kindern. Zur Beantwortung der Frage ob dieser theoretische
Zusammenhang empirisch bestätigt werden kann werden empirische Analysen aus Ländern in den
drei Regionen Skandinavien Südeuropa und Mitteleuropa evaluiert. Der Länder- bzw.
Regionenvergleich zeigt dass sich kurze Elternzeiten mit einer Einkommensersatzleistung ein
adäquates Angebot an Kindertagesstätten bestimmte steuerliche Regelungen sowie Anreize für
Väter sich stärker bei der Erziehungsarbeit zu beteiligen als familienpolitische Instrumente
bewährt haben und die Geburtenrate positiv beeinflussen können. Aber auch die
gesamtwirtschaftliche Entwicklung und die Erwartungshaltung diesbezüglich sowie die
Arbeitsmarktbedingungen speziell für Frauen haben einen Einfluss auf die Familiengründung und
-erweiterung. In dieser Studie wird daher die Schlussfolgerung gezogen dass das BEEG insgesamt
einen institutionellen Schritt in Richtung des skandinavischen Modells der Familienpolitik
darstellt es tendenziell die Opportunitätskosten der Familiengründung senkt und dem
gesellschaftlichen Gleichstellungsanspruch hinsichtlich der Aufteilung von Erwerbs- und
Familienarbeit folgt. Bei einer optimistischen Betrachtung ist dadurch ein Anstieg der
Geburtenzahl vor allem bei Akademikerinnen zu erwarten. Um die Gesamtfertilitätsrate in
Deutschland langfristig zu erhöhen bedarf es aber eines Zusammenspiels von Familien-
Arbeitsmarkt- und Gleichstellungspolitik.