Die Klassifikation von Krankheiten ihre Zuordnung zu verschiedenen Kategorien ihre Abgrenzung
untereinander und ihre Unterteilung in verschiedene Subtypen ist von elementarer Bedeutung für
die Wahrnehmung den praktischen Umgang und die Bewertung der Krankheiten durch Individuen und
Gesellschaft. Durch die Krankheitsklassifikationen werden die jeweiligen spezifischen
Arbeitsfelder von Medizin und Wissenschaft definiert und abgegrenzt sowie distinkte
Beschreibungsgrößen und Muster vorgegeben die prägend für Innovationen wirken. Umgekehrt
erfolgt die Bildung von Krankheitsklassifikationen in Abhängigkeit der Repräsentationsformen
der jeweiligen Krankheiten und Krankheitsgruppen die durch die angewandten Technologien in der
Erfassung und Diagnose pathogener Zustände generiert werden. Marko Silvestric untersucht in
seiner vorliegenden Studie ob und wie neue analytische und diagnostische Verfahren deren
Beschreibungsgrößen und Kategorien nicht oder nur teilweise konvergent zu den bestehenden
Klassifikationssystemen sind etabliert werden und zu einer Veränderung der Krankheitsordnung
führen. Mit besonderem Blick auf die wachsende Bedeutung molekularer Methoden in der
Charakterisierung Klassifikation und Stratifizierung von Erkrankungen untersucht Silvestric
darüber hinaus die Methode der Genexpressionsanalyse und deren Einfluss auf die
Konzeptualisierung und klinische Praxis von Brustkrebs. Neben der Betrachtung der Bedingungen
für eine erfolgreiche Translation der Technologie aus der Entwicklung in die Anwendung werden
dazu außerdem die konkreten Fragen nach der Veränderung der Risikoeinstufung des Mammakarzinoms
der Beeinflussung der Therapiewahl und der Integrität der Entität Brustkrebs sowie der
Abgrenzung dieser zu anderen Tumorarten behandelt. Die Studie richtet sich an Mediziner und
Wissenssoziologen gleichermaßen da sie in einem interdisziplinären Ansatz
naturwissenschaftlich-medizinische Theorien und Standpunkte mit wissenssoziologischen Modellen
verknüpft. Dies erlaubt einen innovativen Blick auf die Einführung neuer diagnostischer
Methoden und deren Auswirkungen auf Wahrnehmung Konzeption und Praxis komplexer Erkrankungen.
Durch die Kombination beider Perspektiven werden so Fragen gestellt und Erkenntnisse gewonnen
die die Vertreter beider Disziplinen ansprechen.