Geht es uns so gut weil es den Entwicklungsländern so schlecht geht - und umgekehrt? In fast
allen Debatten über die Zuwanderung aus Afrika und Asien nach Europa wird ein als unanfechtbar
geltendes Argument vorgebracht: Wir Europäer trügen historische Verantwortung gegenüber den
Entwicklungsländern insbesondere den afrikanischen. Es sei unsere fortwährende Bringschuld
die Opfer von Verelendung Korruption und Klimawandel aufzunehmen denn wir hätten die Rechnung
für unsere Raubzüge (Bodenschätze Zwangsarbeit Sklaverei) und deren Folgen nie beglichen.
Unsere Entwicklungshilfe der ungerechte Welthandel und die vom Westen beherrschten
Rohstoffbör-sen sowie die hohe Verschuldung hielten Afrikas Bevölkerung in Abhängigkeit und
degradierten sie zu Bittstellern. Die Reichen wälzten weiterhin ihre Konsum- und
Produktionskosten auf die Ärmsten der Armen ab. Siegfried Kohlhammers 1993 vorgelegte und seit
vielen Jahren vergriffene Stu-die Auf Kosten der Dritten Welt? untersucht - als bisher einzige
empirisch fundierte Arbeit - die verbreitete Annahme wir verdankten unseren Reichtum
weitgehend der Armut von anderen während die anderen aus ihrem Elend nicht herauskämen weil
wir sie weiterhin ausbeuteten. Diese Studie wird hier wieder zugänglich gemacht und sie wird
ergänzt durch eine akribische Bestandsaufnahme der ökonomisch-politischen Faktoren und
Vorstellungen die heute das Verhältnis zwischen den Entwicklungsländern und den wohlhabenden
Industriestaaten bestimmen. Inwieweit ist unser schlechtes Gewissen begründet und inwieweit
speist es sich aus politischen Mythen Projektionen und der unbeirrbaren Gesinnungsethik
unserer edlen Seelen? Welche Auswirkungen hatte die koloniale Bevormundung für die Entwicklung
der afrikanischen Länder tatsächlich? Welchen Anteil des Bruttosozialprodukts verdankt die
Erste Welt der Ãœbervorteilung von Konsumenten Produzenten und Exporteuren der Dritten Welt?
Findet der neueste Neokolonialismus auf den Finanzmärkten statt? Welche Rolle spielen der
enorme Bevölkerungszuwachs und die Herrschaftsverhältnisse in Afrika und warum werden sie auf
Konferenzen so gut wie nie angesprochen? Schmeichelt es den Weißen eine Art von globaler
Gesamtschuld zu tragen? Auf diese Fragen gibt Siegfried Kohlhammer nüchterne und erstaunliche
Auskünfte.