Diese auf 20 Bände angelegte Edition geht auf eine viel beachtete öffentliche Vorlesungsreihe
zurück die Professor Michael Bockemühl Anfang der 1990er Jahren im Saalbau Witten hielt. In
seinen Diavorträgen nimmt der Redner gemäß seinem Credo: Der Künstler ermöglicht was der
Anschauende verwirklicht sein Publikum gleichsam bei der Hand und führt es zu den einzelnen
Kunstwerken hin. Dabei werden weder Spekulationen über ihre möglichen Bedeutungen angestellt
noch abstrakte Theorien über das Sehen geschmiedet vielmehr feiert der Autor ein Fest für das
Auge: Mit Witz und methodischer Konsequenz versteht es der passionierte Wahrnehmungsforscher
die Aufmerksamkeit auf die durch nichts anderes als durch das Kunstwerk eröffneten
Anschauungsmöglichkeiten zu lenken.Die Bände werden herausgegeben von Dr. phil. David Hornemann
v. Laer (Fakultät für Kulturreflexion Studium fundamentale) in Zusammenarbeit mit Birgit
Bockemühl sowie Studierenden an der Universität Witten Herdecke.Band 17: Auguste RodinIn dieser
Vorlesung zu Rodin erfahren wir von den Erlebnischancen in der Anschauung die mit einem
bewussten Sehen einhergehen. Sie können uns auch Rodins Kunstauffassung näherbringen der im
Gespräch mit Paul Gsell bemerkt: Kunst ist Kontemplation. Sie ist das Vergnügen des Geistes
der die Natur erforscht und in ihr den Geist erahnt von dem sie selbst beseelt ist. Sie ist
die Freude des Verstandes der mit offenen Augen ins Universum schaut indem er es mit
Bewusstsein erleuchtet. Die Kunst ist die erhabenste Aufgabe des Menschen denn sie ist der
Ausdruck des Denkens das die Welt zu verstehen und verständlich zu machen sucht.Professor
Bockemühl breitet in seinen Vorlesungen weniger sein Wissen sondern vielmehr eine Fülle von
Beobachtungsmöglichkeiten vor uns aus die es uns erlauben die im Sehen erlebbaren
Bewusstseinsprozesse mehr und mehr zu erfassen. Durch eine spezifische Folge ausgewählter
Kunstwerke werden wir für das eigene Erleben im Prozess des Anschauens sensibilisiert. So
können sich Schritt für Schritt die gewohnten Wahrnehmungs- und Erkenntnisgrenzen im
Bewusstsein erweitern.Was uns in den folgenden Betrachtungen zu Rodin leiten soll ist die
Frage: Welche Chancen hat ein Kunstwerk für das Entdecken unserer eigenen Sinne? Rodin ist
immer auch auf einem Weg. Nie ist er an einem Ziel und trotzdem bedeutet jede Wegstufe für das
was wir sehen können auch wieder ein neues Ziel. - Michael Bockemühl