Die Frage nach dem Ursprung der Sprache gilt weniger einem konkreten Entstehungsmoment als
vielmehr ihrem Wesen ihrer Funktion und vor allem dem Vermögen des Sprechenden. Die Anzahl der
Arbeiten zu diesem Thema ist hoch so dass viele von ihnen angesichts der populäreren
Konkurrenz kaum eine Rezeption erfahren.Diese Untersuchung konzentriert sich daher auf zwei
Denker die für den Sprachursprungsdiskurs eine herausragende Funktion innehaben. Beide
verfassten ihre Schriften im Umfeld der Berliner Akademie der Wissenschaften. Johann Peter
Süßmilchs Versuch eines Beweises daß die erste Sprache ihren Ursprung nicht vom Menschen
sondern allein vom Schöpfer erhalten habe gilt als Anstoß für die Ausschreibung der hier
behandelten Preisfrage zum Sprachursprung und Johann Gottfried Herders Abhandlung über den
Ursprung der Sprache als beste Antwort auf diese. Sie brachte Herder zum einen den Sieg und zum
anderen den Ruf ein die Sprachursprungsfrage erschöpfend behandelt zu haben.Süßmilch
schlussfolgert die Sprache sei so vollkommen dass der Mensch sie unmöglich in Eigenleistung
habe erfinden können. Wo Jean-Jacques Rousseau kapituliert und seine Argumentation mangels
Alternativen mit dem Verweis auf Gott als einzig verbleibende Lösung abschließt füllt Süßmilch
das metaphysische Loch scheinbar aufgrund seiner Überzeugung mit Gott. Eine Vorgehensweise die
ihm bis heute den Vorwurf einer unwissenschaftlichen Arbeitsweise einbringt. Sein Versuch wird
geschmäht obwohl er nachweislich kaum gelesen wurde - Herders Polemik gegen ihn genügt
Süßmilchs Kritikern als Grundlage.In dieser Arbeit wird durch eine Kontrastierung zentraler
Aspekte beider Schriften der These nachgegangen dass Herder Süßmilchs Versuch vorsätzlich
falsch interpretiert oder zumindest falsch verstanden hat und seine eigene Leistung weit
weniger originär ist als es sein Stellenwert im Sprachursprungsdiskurs nahelegt.