Sie war die Tochter des Stadtschultheißen Johann Wolfgang Textor des obersten Gerichtsherrn
und mächtigsten Mannes der Freien Reichsstadt Frankfurt der die erst siebzehnjährige Catharina
Elisabeth dem Juristen und Kaiserlichen Rat Johann Caspar Goethe vermählte einem mehr als
doppelt so alten dafür wohlhabenden Privatier. Ihm gehörte auch das Haus am Hirschgraben in
dem Johann Wolfgang Goethe geboren wurde von seiner Mutter zärtlich Wölfchen Wolf mein
lieber Sohn genannt. An Zärtlichkeit ließ es Catharina Elisabeth von den Freunden 'Frau Aja'
betitelt niemals fehlen. Selbst die Haushaltsbücher in denen die Löhne von Köchin Waschfrau
und Perückenmacher die Ausgaben für Kochseife und Kandiszucker notiert sind vermerken
zwischen nüchternen Zahlen ihre Fürsorge. Silberne Schuhschnallen erhielt der Sohn und
gestickte Westen Bouteillen vom eigenen Wein selbstgebackene Biskuitter und reichlich Geld
zur Reise. Er habe Sprachgewandtheit und Formulierungskunst von der Mutter geerbt bemerkt
Goethe in Dichtung und Wahrheit. Was die Ähnlichkeit betraf so erklärte Goethes Mutter ich
stelle mein Licht nicht unter den Scheffel sondern auf den Leuchter. Vom Sohn ihrer
Eigenständigkeit wegen bewundert führte Catharina Elisabeth Goethe ein unabhängiges und
selbstbestimmtes Leben. Sie gründete einen Literaturkreis ließ sich Lektüre aus der
Leihbibliothek kommen und spielte leidenschaftlich Klavier zum Teil so heftig daß man es bis
an die Hauptwache hören konnte. Nach dem Tod des Ehemanns 1782 fing sie - damals höchst
ungewöhnlich für eine Frau von fünfzig Jahren - ein neues Leben an. Ein Freund führte ihr in
Gestalt des Schauspielers Karl Ferdinand Unzelmann der später in Berlin Triumphe feierte
einen Mann zu mit dem sie die glücklichste Zeit ihres Lebens verbrachte wie sie nach der
Trennung gestand. Bitter war es für sie daß der berühmte Sohn sie immer seltener besuchte.
Doch trotz mancher Enttäuschungen behielt sie ihre Lebensheiterkeit bis zuletzt getreu dem
Grundsatz den sie der jungen Bettine Brentano ans Herz legte: Der Mensch muß sich den besten
Platz erwählen und den muß er behaupten sein Leben lang. Dagmar von Gersdorff hat das Leben
dieser außergewöhnlichen Frau anhand von Quellen und Zeugnissen erforscht auch bislang
unveröffentlichte Dokumente konnten herangezogen werden so das Stammbuch zur Hochzeit das
zahlreiche Einträge Dritter enthält (aus dem Goethe-Nationalmuseum Weimar) Briefe die nach
dem Tod der Mutter an Johann Wolfgang Goethe geschrieben wurden insbesondere aber 30 erhaltene
unbekannte Haushaltsbücher (aus dem Goethe- und Schillerarchiv Weimar). Ihre Recherchen legt
Dagmar von Gersdorff in dieser Biographie vor.