Europa wächst zusammen: rechtlich politisch wirtschaftlich - aber lebenskulturell? Das
Verhältnis des wiedervereinigten Deutschlands zu dessen größtem östlichen Nachbarland Polen
war in den letzten Jahren z. B. im Zusammenhang mit der so genannten Osterweiterung der EU in
vielerlei Hinsicht Gegenstand der öffentlichen Diskussion. Dabei wurden auch häufig Bilder und
Stereotype reaktiviert die der langen und über weite Strecken auch schwierigen
deutsch-polnischen Geschichte entstammen. Dieses Buch will aus Gender-Perspektive einen
wissenschaftlichen Beitrag zur Aufklärung und zum wechselseitigen Verständnis leisten. Zu
diesem Zweck verlässt es die Diskursräume öffentlicher Reden und politisch-institutioneller
Beschlüsse und nimmt die Selbstbilder und Lebensvorstellungen 6 junger Frauen jeweils 3 aus
Deutschland und 3 aus Polen in den Blick. Alle 6 stehen am Ende ihrer akademischen Laufbahn
und alle 6 müssen eine Antwort auf die Frage finden wie sie einerseits ihr zukünftiges
Berufsleben und andererseits ihr Zusammenleben mit ihrem männlichen Lebenspartner gestalten
werden. Inwiefern und inwieweit lassen die unterschiedlichen kulturellen und historischen
Hintergründe die Antworten der polnischen und deutschen Frauen verschieden ausfallen? Lassen
sich signifikante Unterschiede entlang der Differenz traditionelle versus moderne
Lebensvorstellungen finden? Und spielt die katholische Religion wie stets vermutet in Polen
tatsächlich eine zentrale Rolle auch für die Lebensgestaltung junger Frauen? Die Autorin
Claudia Temme erläutert in ihrem Buch zunächst die verschiedenen kulturellen und
geschichtlichen Bedingungen unter denen sich die deutschen und die polnischen Frauen notwendig
äußern müssen. In der Folge läßt sie die Frauen in ausgewählten Interviewpassag en selbst zu
Wort kommen um im Anschluss daran diese Aussagen vor den vorher skizzierten spezifischen
Ausgangsbedingungen zu reflektieren. Die abschließende Auswertung zeigt exemplarisch ob und
wie weit sich die Lebensvorstellungen von polnischen und deutschen Frauen in fast identischen
Lebenslagen tatsächlich unterscheiden. Dieses Buch richtet sich somit an alle deren
Forschungsinteresse dem interkulturellen Vergleich vor allem im europäischen Rahmen gilt
aber auch an GenderforscherInnen.