In der vorliegenden Untersuchung wird das soziale Subsystem der Kultur betrachtet und darin die
Literatur als jener Teilbereich der Kultur der wegen seiner engen Interdependenz mit anderen
sozialen Subsystemen wegen seines meinungsbildenden Potenzials wegen seiner langen Tradition
und nicht zuletzt auch wegen seiner Bedeutung als irradiierendes Organ von Ideen (und somit
auch wegen seiner Funktion als Katalysator sozialen Fortschritts) wohl besondere Beachtung
verdient. Das Ziel dieser Arbeit ist eine literatursoziologische Analyse der Metamorphose die
die rumänische Literatur aufgrund der Dezemberrevolution durchlaufen hat durchlaufen musste.
Was ist eine Metamorphose? Vereinfacht ausgedrückt ist sie die Umwandlung eines Zustands in
einen anderen. Die objektive Ursache dieser Verwandlung ist in vorliegendem Fall die
Dezemberrevolution von 1989. Sie bildet den Schnittpunkt die Symmetrieachse der nachfolgenden
Untersuchungen. Um die Metamorphismen der rumänischen Literatur nach 1945 aber verinnerlichen
zu können sie in ein literaturhistorisches und soziologisches Panorama der rumänischen
Nachkriegsliteratur eingliedern zu können ist vor allem eine Inbezugsetzung notwendig die
Schaffung eines relativen Rahmens. Daraus erklärt sich auch die Gliederung vorliegender Arbeit:
Im ersten Teil wird versucht die Situation der Literatur während dem Kommunismus darzustellen
die Phänomene der Zensur und des Exils sollen hier Spiegelbild einer sowohl extrinsischen als
auch intrinsischen Einkapselung des literarischen Schaffens sein. Dies ist deshalb von
entscheidender Bedeutung weil nur durch diesen referentiellen Rahmen verständlich werden kann
was nach 1989 geschah. Nach einem kurzen Kapitel über die Revolution wird es im letzten und
wichtigsten Teil der Arbeit um die (kurz- und langfristigen) Folgen dieser für die Literatur
gehen. Vorliegende Arbeit kann und soll auch dem Ziel dienen einen Überblick über die
Entwicklung der rumänischen Literatur ab der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts zu geben.
Dabei wird keinesfalls ein Anspruch auf Vollsändigkeit gesetzt vielmehr soll es darum gehen
die entscheidenen Linien aufzuzeigen entlang denen sich die radikalen Veränderungen abgespielt
haben. Auch kann diese Arbeit als Anfangspunkt als Referenzraum für weitere
literatursoziologische Untersuchungen innerhalb der hier vorliegenden Thematik betrachtet
werden. Kann man von einer Befreiung der Bücher sprechen oder ist diese immer noch bewussten
oder unbewussten Zwängen und Traumata ausgesetzt? Wie reagiert ein Land literarisch auf ein
halbes Jahrhundert Unterdrückung und Totalitarismus? Welche Methoden und Wege machte sich die
Literatur nach 1989 zu Nütze um das kommunistische Erbe zu verarbeiten? Bis zu welchem Ausmaß
fand eine Konsolidierung und Kanonisierung der Literatur nach 1989 statt? Diesen Fragen wird
hier nachgegangen.