Neben dem Western war kaum ein Genre so prägend für die gesamte amerikanische Filmbranche wie
der Kriegsfilm. Bedingt durch die sehr aktive außenpolitische Rolle der USA ab dem 20.
Jahrhundert befand sich das Land nahezu durchgehend in bewaffneten und auch ideologischen
Konflikten wie dem Kalten Krieg mit der Sowjetunion. Da Hollywood seit jeher gesellschaftliche
Entwicklungen in seinen Filmproduktionen berücksichtigt sind naturgemäß auch die Kriege unter
amerikanischer Beteiligung ein wichtiges Sujet. Das konnte und kann sich in direkten
Propagandafilmen ausdrücken in denen die Bürger - wie während des Zweiten Weltkrieges -
unverhohlen und oft manipulativ zur Unterstützung aufgerufen werden aber auch in weitgehend
wertneutralen eher beschreibenden Werken wie Samuel Fullers The Big Red One in vorrangig
unterhaltenden Actionfilmen wie Quentin Tarantinos Inglourious Basterds sowie in engagierten
Anti-Kriegsfilmen wie Lewis Milestones Im Westen nichts Neues oder Oliver Stones Platoon. Unter
anderem anhand ausführlicher Szenen-Analysen zeigt Ralf A. Linder auf wie gut sich durch
amerikanische Kriegsfilme viele gesellschaftliche Entwicklungen nachvollziehen lassen die sich
in den erzählten Geschichten spiegeln. Das betrifft nicht nur naheliegende Aspekte wie die
Haltung der Bevölkerung zum Krieg an sich sondern auch die zunehmende Gleichberechtigung von
Afroamerikanern die Emanzipation der Frau oder die allgemeinen wirtschaftlichen und
politischen Verhältnisse in den USA. Nicht selten gelang es ambitionierten Filmemachern sogar
eine gesellschaftliche Reflexion der kriegerischen Auseinandersetzungen unter amerikanischer
Beteiligung überhaupt erst anzustoßen. So geschah es nach dem verlorenen Vietnamkonflikt durch
Francis Ford Coppolas Apocalypse Now und Michael Ciminos Die durch die Hölle gehen ebenso wie
noch während des von Präsident George W. Bush nach den Terroranschlägen des 11. September 2001
ausgerufenen Krieges gegen den Terrorismus durch Andrew Niccols Lord of War oder Kathryn
Bigelows Zero Dark Thirty. Das vorliegende Buch bietet sowohl Lesern aus dem wissenschaftlichen
Bereich als auch allen an der Thematik interessierten Filmfreunden einen faszinierenden und
umfassenden Überblick über US-amerikanische Kriegsfilme und ihre gesellschaftliche
Wechselwirkung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den ab 1960 produzierten Werken.