Auch wenn die Rezeption deutscher Literatur im Vereinigten Königreichstark regional
differenziert war und sich teilweise in den UniversitätsstädtenCambridge und Oxford sowie in
kleineren Städten (wie Norwich undCoventry den Heimatsstädten von Sarah Austin bzw. George
Eliot) oder inden Provinzen (Lake District) abspielte so dürften wir dennoch anmerken dass
drei Zentren eine besondere Rolle bei der Vermittlung deutscher Literaturnach Großbritannien
spielten. Es waren Städte die als Hauptstädte derTeilkönigreiche des Vereinigten Königreichs
jeweils eine eigenständige kulturelleund politische Identität besaßen: London Edinburgh und
Dublin.Der Rezeptionszusammenhang in Edinburgh wird in den Beiträgen vonBodammer und mir
ausführlich dargelegt. Abschließend sei auf vier Faktorenhingewiesen die London Edinburgh und
Dublin zu besonders wirkmächtigenUmschlagplätzen für deutsche Literatur im Vormärz machten:1.
In diesen Städten hatten zahlreiche Verlage ihren Sitz die teils um dieGunst ihrer eigenen
gebildeten und wohlhabenden städtischen Leserschaftkonkurrierten teils aber auch
kollaborierten. Die Verlage strebten eine überregionaleVerbreitung ihrer Publikationen über die
Stadtgrenzen hinaus imganzen Vereinigten Königreich an. Zu diesen Verlagen gehörten auch
internationalausgerichtete Häuser die Übersetzer:innen beschäftigten. In diesenStädten wurden
aufgrund der historisch-kulturellen Unterschiede bei derRezeption deutscher Literatur leicht
verschiedene Akzente gesetzt.2. Diese Städte verfügten über ein differenziertes Presse- und
Zeitschriftenwesen das ihre kosmRezensionen interessanter Werke aus dem Ausland belieferte.
Diese Rezensionsorganewurden von den bereits erwähnten Verlagshäusern betrieben.3. In diesen
Städten befanden sich Universitäten an denen Deutsch alsmoderne Fremdsprache und als
Wissenschaftssprache gefördert und gepflegtwurde an denen philologische und andere
wissenschaftliche Werke in deutscherSprache rezipiert und in Lehre und Forschung eingesetzt
wurden. DieseUniversitäten waren mit den Verlagshäusern und Zeitschriften vernetzt diesie mit
Übersetzer:innen und Kritiker:innen versorgten.4. Die Rivalität dieser drei Zentren
untereinander sowie mit den UniversitätsstädtenCambridge und Oxford bei der Rezeption deutscher
Literaturwar ein treibender Faktor im Literaturtransfer. Diese Konkurrenzgedankenbeseelen z. B.
John Stuart Blackies 1852 in Edinburgh gehaltene Inauguralvorlesung in der er für die
Edinburgher Universität einen beklagenswertenRückstand gegenüber Cambridge und Oxford auf dem
Gebiet klassischerPhilologie konstatiert und seine Zeitgenossen zu einer energischeren
undintensiveren Auseinandersetzung mit den Erzeugnissen deutscher Wissenschaftanzufeuern
sucht:So may we Greek starvlings here on the Firth of Forth yet get the start ofthose sleek
Hellenists on the banks of Cam and Isis if we only rouse our mettleproperly and do our best.
And if we cannot do altogether without help inour philological struggle we are as near the
GERMAN ocean as they are andknow where to fill our buckets. Let us begin by learning all we
can from ourTeutonic brethren as the recognized high priests of philology at the presenthour.