Die Idee dieses Buches rührt von der Überzeugung her dass das Hören als ein Vermögen
aufgefasst werden kann das zum Politischen disponiert ausrichtet orientiert ver-fügt. Der
Ausdruck Politik des Hörens ist im Sinne eines Genitivus subjectivus zu lesen womit das Hören
von Musik als eine sinnlich-intellektuelle Haltung begriffen und diskutiert wird der selbst
eine eigene politische Valenz innewohnt. Im Fokus dieses Buches das aus dem Nachdenken über
die Rolle des Hörens im Werk des Komponisten Luigi Nono entstanden ist steht somit weder das
ästhetische Tun im Sinne einer unmittelbar politischen Intervention noch die
Auseinandersetzung mit der politischen Position des Komponisten: Vielmehr geht es darum jene
Dis-Position zum Politischen zu der das Hören von Nonos Musik auffordert theoretisch zu
erfassen und an ausgewählten Beispielen zu diskutieren. Im Grunde spielte sich das Politische
in Nonos Musik gar nicht so sehr in der unmittelbaren Referenzialität auf Reales sondern
vielmehr im Weltbezug (Albrecht Wellmer) des Klanges selbst ab in der kompositorischen
Konkretion in der Einladung anders und Anderes zu Hören. Nonos Musik disponiert zum Hören und
das Hören ist bei ihm immer auch Dis-Position zum Politischen. Das Politische in Nonos Musik
kommt immer erst ans Licht wenn die Zuhörer:innen sich im Hören der Musik selbst ausgehend von
einer Aufteilung des Sinnlichen (Jacques Rancière) als hörende Gemeinschaft (Jean-Luc Nancy)
begegnen und dabei ihre pluralen Erfahrungen teilen: Das Politische des Hörens liegt demzufolge
darin Sinn miteinander zu teilen. Denn wie Hannah Arendt formuliert hat: Politik entsteht im
Zwischen und etabliert sich als Bezug. Die subversive Potentialität der Politik des Hörens
besteht in dem In-Beziehung-Treten selbst der Zuhörer:innen und im diskursiven Verhandeln über
die eigene Dis-Position zum Politischen: Denn das Politische der Musik liegt im
Mit-ein-ander-hören.