Erziehungsberatung als niedrigschwelliges Hilfsangebot zählt zu den bedeutsamsten formellen
Unterstützungssystemen für Jugendliche. Diese sind mit Herausforderungen konfrontiert welche
in dieser Dichte und Verflechtung in anderen Lebensabschnitten [...] nicht anzutreffen [sind]
(Hurrelmann Quenzel). Daher stellen Jugendliche eine explizite Zielgruppe der
Erziehungsberatung stellen dar. Allerdings wurde der Erziehungsberatung u.a. von der
Jugendhilfe-Effekte-Studie (JES) eine hohe Kind- und Familienorientierung attestiert. Damit
einhergehend lässt sich sowohl anhand der einschlägigen Fachliteratur als auch mittels der
Daten des Statistischen Bundesamtes eine durch Jugendliche relativ geringe Inanspruchnahme von
Erziehungsberatung konstatieren obwohl sich das Jugendalter eigentlich aufgrund der enormen
entwicklungsbezogenen Umbrüche als eine dankbare Zeit für die Erziehungsberatung (Nitsch)
erweist. Dienstleistungen wie die Erziehungsberatung sind stets als eine Koproduktion
zwischen Fachkräften und Adressat_innen zu betrachten weshalb in solcherlei Kontexten von
einer hohen Relevanz personenbezogener Faktoren ausgegangen werden kann. Folglich können die
von den Berater_innen internalisierten Haltungen gegenüber den Ratsuchenden die Beziehungsebene
maßgeblich beeinflussen. Vor diesem Hintergrund verfolgt die vorliegende Studie die Frage
welche Haltungen Fachkräfte der Erziehungsberatung gegenüber der Zielgruppe der Jugendlichen
zeigen. Die Erfassung dieser Haltungen wird mittels der Durchführung von problemzentrierten
Interviews mit Berater_innen aus unterschiedlichen Erziehungsberatungsstellen intendiert. Zudem
soll angesichts der Tatsache dass sich die Personalstruktur der Erziehungsberatung durch eine
eher unausgewogene Geschlechter- und Altersverteilung auszeichnet analysiert werden inwiefern
die Haltungen von Fachkräften der Erziehungsberatung gegenüber der Zielgruppe der Jugendlichen
in Dependenz zu den strukturellen Merkmalen Alter und Geschlecht divergieren.