Gibt es einen spezifisch weiblichen Führungsstil und sind Frauen eventuell die besseren
Führungskräfte? Besonders in Deutschland wo der Anteil von weiblichen Führungskräften weit
unter dem weltweiten Durchschnitt und sogar deutlich unter dem Durchschnitt der EU-Staaten
liegt entfalten solche Fragen nicht selten eine provokative Wirkung. Angesichts der sich
international immer schlechter darstellenden Zahlen zum sozialen Wohlstand hierzulande erhöht
sich aber auch die Dringlichkeit sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen. In Zeiten wo
kooperative Führung als Gegenpart zur männlich-autoritären wichtiger ist denn je da Führung
mit Inspiration und Motivation zunehmend selbstverantwortlicher Mitarbeiter gleichzusetzen ist
liegt die Vermutung nahe dass eine niedrige Frauenquote in Führungspositionen ein Baustein zur
Erklärung eines gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stillstandes ist. Wegen der
gesellschaftspolitischen Relevanz werden Diskussionen darüber aber nur all zu oft
populärwissenschaftlich oder gar hochgradig emotional geführt. In einer solchen Situation ist
die Versachlichung im Sinne einer mehrdimensionalen Betrachtung stets ein geeigneter Ansatz um
tragfähige Zukunftslösungen zu finden. Einen wertvollen Beitrag zu dieser Debatte leistet das
vorliegende Buch. Versachlichend ist es insofern als dass sowohl in Bezug auf die Erklärung
als auch die Wirkung spezifisch weiblichen Führungsverhaltens stets mehrere Perspektiven
eingenommen werden. Die Ursprünge eines weiblichen Führungsstils sind somit nicht einseitig
Ergebnis biologischer Differenzen sondern auch sozialisatorisch bedingt. Wie sich diese
Unterschiede äußern und welche Wirkung sie entfalten wird ähnlich einem 360-Grad-Feedback
ermittelt. Neben Untersuchungen zur Selbsteinschätzung von Mangerinnen werden auch solche zu
den Sichtweisen verschiedenster Gruppen wie Kollegen Mitarbeitern oder Personalfachleuten
berücksichtigt. Der Leser erhält hier einen ausgezeichnet strukturierten Überblick zu den
aktuellsten Studien bezüglich dieser Thematik und wird so in die Lage versetzt ein
differenziertes Bild zu erwerben welches einseitigen Klischees widersteht. Dennoch bleibt auch
für die Autorin als Fazit unbestritten dass der Abbau von kulturellen und organisatorischen
Hindernissen die der Karriere von weiblichen Führungskräften im Wege stehen ein wichtiger
Baustein für die Entwicklung einer prosperierenden Gesamtwirtschaft sind.